Historie Weinstube "Zur Sonne"
Gegen 1400 entstand auf dem Grundstück in der heutigen Badergasse 12 in Bingen (damals noch Lauergasse) ein Badehaus. Es war eines von mehreren in dieser Gasse und befand sich direkt an der Stadtmauer, deren Verlauf sich bis in den Hinterhof des Krankenhauses verfolgen ließ.
Diese Badehäuser waren eine wahre Freudenquelle für die begüterte Bevölkerung. Denn in den ca.2,20 mtr langen und ca. 1,50mtr. breiten Zubern badeten nicht nur Männlein und Weiblein gemeinsam es wurden auch Speisen und Getränke gereicht und laufend warmes Wasser nachgeschüttet. Mehrere dieser Zuber standen in einem Raum. Da auch noch Musikanten flotte Weisen spielten, ging es in diesen Badehäusern hoch her.
Als dann die Syphilis aufkam und die Bevölkerung vor engen gemeinsamen Kontakten
Angst hatte, mussten die Badehäuser schließen. Außerdem waren solcherlei Vergnügungen der Kirche immer schon ein Dorn im Auge. (ca. anno 1600)
Zwischen 1760 und 1780 wurde das Haus mit Weingewölbekeller, den gibt es heute noch, zum Gasthaus mit Herberge umgebaut.
Der sogenannte "Hallgartener Kreis" um Adam von Itzstein, Hecker, Blum und auch Hoffmann von Fallersleben, alles Liberale, trafen sich, nachweisbar, des Öfteren hier. Die meisten Treffen fanden allerdings im damaligen Hotel Weißes Roß in Bingen statt.
Adam von Itzstein, Weingutsbesitzer in Hallgarten, Rheingau, wohnhaft in der Binger Gaß, Begründer des Hallgartener Kreises, liberaler Bürger, entging damals seiner Verhaftung nur durch ein Husarenstück. Er versteckte sich in einem leeren Weinfass, das mit Stallmist abgedeckt war, auf einem Ochsenkarren und ließ sich an den Rhein nach Oestrich fahren. Von da ging es mit einem Nachen nach Ingelheim und von dort in die Schweiz. Er konnte später zurück nach Hallgarten, verstarb dort als gebrochener Mann.
Von 1875 bis 1921 wurde das Haus unter dem Namen " Wacht am Rhein" geführt.
In dieser Zeit wurde die Vertäfelung im Wirtsraum und im Flur eingebaut. Die können Sie heute noch besichtigen. Die kleine aber sehr zweckmäßige Theke wurde 1890 von einem Mannheimer Betrieb eingebaut.
1921 wurde das Haus von Jacomina und Karl Erff gekauft.( Ein Onkel von Frau Eva Daub, der späteren Ehefrau von Herrn C. Daub, der das Haus 1956 übernahm)
Von Karl Erff wurde das Haus sofort von "Wacht am Rhein" auf den noch heute gültigen sehr viel freundlicheren Namen "Zur Sonne" umbenannt.
Jacomina und Karl Erff haben dann sofort eine Zentralheizung einbauen lassen. Für damalige Zeiten geradezu eine Sensation, denn die größeren Häuser verfügten nur über Zimmeröfen. Leider verstarb Karl Erff schon 1922.
Nach einer angemessenen Zeit heiratete Jacomina Erff Herrn Peter Lind, den Onkel des späteren Besitzers, Constantin Daub. Peter Lind hatte ein Haus in der Kaufhausgasse, heute Installation Frosch, wo er auch wohnte und mit seinem Neffen, Constantin Daub, einen Polsterei-und Dekorationsbetrieb führte. Ab 1923 leitete Peter Lind mit Jacomina Lind (übrigens eine geb. Hornschuh) neben der Polsterei auch das Gasthaus "Zur Sonne".
Peter Lind führte das Gasthaus durch den zweiten Weltkrieg, bis 1954. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die "Sonne" über 15 Zimmer, davon fünf Doppelzimmer, mit 20 Betten.
Direkt nach dem zweiten Weltkrieg besetzten die Franzosen das Haus und nutzten es als Unteroffizierscasino. Bedauerlicherweise gingen die Besatzer recht locker mit dem Besitz um und hinterließen erhebliche Schäden. Als dann Constantin Daub 1956 das Haus übernahm wurden größere Reparaturarbeiten durchgeführt. Herr Peter Lind verstarb 1956.
Constantin Daub leitete die Geschicke des Hauses bis 1986 und übergab es dann seiner Tochter Siggi Kurth. Zwischenzeitlich verstarb Jacomina Lind, die in allen Jahren für sehr viel Unruhe gesorgt hatte.
Die Fremdenzimmer waren inzwischen von der Großfamilie Daub und Kurth übernommen
worden. Das Haus wurde ab diesem Zeitpunkt als reine Weinstube geführt. Es wurden inzwischen eine ganze Reihe Detailverbesserungen, Renovierungen und Restaurierungen durchgeführt ohne den Charakter des Hauses zu verändern.
Es werden über 40 Weine aus Rheinhessen, Nahe, Mittelrhein, Rheingau und auch aus
Frankreich angeboten, wobei die Rheingauer Weine aus oben angeführter Tradition eine hervorragende Stelle besetzen.
Die Speisekarte wurde ganz entscheidend erweitert und es werden, für eine Weinwirtschaft ganz typische, kleine aber sehr feine oder auch deftige Speisen, passend zu dem Weinangebot gereicht.
Ab dem Frühjahr können Sie sich auf unseren ca. 20 Freiplätzen vor dem Haus, unter der Weinlaube, bei einem schon fast südländischen Ambiente wohlfühlen.